Samstag, 11. Juli 2009

Philippinische Hochzeit

Heut war ich auf meiner ersten philippinischen Hochzeit. Czarinas Freundin/Arbeitskollegin hat geheiratet und weil der Bräutigamspapa ein ganz hohes Tier beim Militär war, waren wir dazu im Camp Aguinaldo.
Aber erst mal von vorne. Gestern haben wir ausgemacht, dass wir so um 9 Uhr losfahren, weil Czarina Angst hatte, dass wir nicht gleich ein Taxi bekommen (wobei ich im Stillen Kay zugestimmt habe, dass das hier ganz schnell geht – aber zur Hochzeit von einer guten Freundin würd ich natürlich ungern zu spät kommen). Ich bin also trotz Schlafmangel um sieben aufgestanden, damit ich Czarina später nicht das Bad wegnehmen und ich mich ja gerne gemütlich fertigmache. Um acht war ich dann so gut wie komplett fertig, hab noch meine Haare gefünt und bin so um halb neun runter zum Essen, was seh’ ich, beide Mädls noch kompeltt verschlafen im Schlafanzug und gerade mal die Packung Würstel aufgemacht. Czarina hat mir dann gebeichtet, dass sie vergessen hatte ihren Wecker zu stellen – wenn ich das früher gewusst hätte, hätte ich sie natürlich geweckt... Ich hab mir also das Frühstück geschnappt und die Mädls zum Duschen geschickt (meine Verplantheit am Morgen war, dass ich erstmal nicht gecheckt habe, dass die krass-roten Würstel noch in einer Plastikschale stecken, halb angebraten und schließlich doch ausgepackt waren sie zwar immernoch krass-rot, aber sie haben immerhin nicht gezischt beim Braten *ggg*)
Dazu gab’s dann noch Eier, Toast und Mango und schon kam die erste runter und hat sich die Haare am electric Fan getrocknet ☺ Als dann Czarina kam, hatte Kay schon beschlossen ihrer Cousine die Haare zu machen, hat sich meinen Föhn ausgeliehen und angefangen Czarinas Wellen rauszuföhnen. Das hat dann solange gedauert, dass ich das Essen anrichten, rumschlendern, Handtasche holen, rumschlendern, noch zusätzliches Zeug in die Handtasche stopfen, rumschländern, doch mit dem Essen anfangen, rumschländern, Zähneputzen und weiter rumschländern und zugucken konnte. So Richtung halb 10 waren sie dann fertig, Kay hat ihr Frühstück geskippt, aber Czarina hat mir ihrem Freund (der irgendwann zwischen drin etwas verschlafen die Treppe runter geschlurft kam) noch gefrühstückt. Er hat dann noch geduscht, schließlich hätte es genauso lange gedauert zur großen Straße zu laufen und ein Taxi zu rufen. Immerhin hatten wir dann aber einen Chauffeur ☺
Kay war am Ende noch viel hibbeliger als Czarina, dass wir zu spät kommen und siehe da, wir waren eine halbe Stunde zu spät, aber eigentlich genau pünktlich, denn als wir in die Kirche reinwollten kam gerade das Auto mit der Braut – das ist halt philippinisches Timing ;)
Die Trauung war dann ganz schön, aber etwas durchgehudelt, kaum stellen zum innehalten. Der Pfarrer hat auch etwas schnell geredet, aber dafür mit einem lustigen Lispeln, das hatte was von Rowan Atkinso trifft John Cleese mit schottischem Akzent. Ich hab mich dann schon zwischendrin gefragt, wie die das mit dem Friedensgruß machen, da man hier ja schon mal ziemlich schwitzige Hände haben kann – ganz einfach, man nickt sich nur zu ☺
Am Ende kam dann der erste große Unterschied zu Deutschland. Während man bei uns dann doch irgendwann endlich rauswill aus der Kirche, da das ja sozusagen das hinausgehen in das Eheleben ist, ruft der Pfarrershelfer sämtliche Fotomotive auf. Die Fotografen und Filmer, die eh schon da waren, bauen ihre Scheinwerfer und Stative auf und dann geht es los mit Braut und Bräutigam mit Pfarrer, Braut und Bräutigam und Eltern, Braut und Bräutigam mit Trauzeugen, Braut und Bräutigam mit männlichen „Brautjungfern“, Braut und Bräutigam mit Brautjungern, Braut und Bräutigam mit enger Familie, Braut und Bräutigam mit ganzer Familie, Braut und Bräutigam mit engen Freunden, Braut und Bräutigam mit Schulfreunden, Braut und Bräutigam mit Arbeitskollegen... wir haben dann am Ende noch ein Foto extra ergattert ;)
Dann ging’s zu einer großen Festhalle die ein bisschen wie Bollywood, aber nur ein kleines bisschen geschmückt war. Also eigentlich recht schön. Etwas befremdlich war, dass die Newlyweds zu den Textzeilen „with nothing but your T-Shirt on“ hereinspaziert sind (wer das Lied kennt, es besteht eigentlich nur aus der Zeile) – das fanden sogar die anderen Filipinos komisch.
Während Kay vor Hunger fast gestorben ist, weil sie ja kein Frühstück hatte, gab es erst noch ein Einführungsgebet, ein paar Reden, die Vorstellung der Sponsoren (ganz wichtig!) und es mussten erst noch Fotos von allen Tischen gemacht werden. Wir waren Tisch 17 – das hat also ein bisschen gedauert ☺ Komisch war nur, dass um uns herum viele Plätze frei waren (und wir auch zu einem Tisch aufgerutscht sind) – Absagen scheinen die hier nicht zu kennen. Kay hat schon neidisch auf die VIP Tische geguckt (Sponsoren, Brautjungfern, Trauzeugen o.ä.), die wurden nämlich bedient ^^ Dafür gab es dann süßes Hühnchen, Meeresfrüchtepasta, Fisch (von dem ich erst dachte es wäre ein Stück Schwein und ich mich schon nach dem komisch fischigen Geschmack erkundigen wollte), Beef, Spanferkel, Salat (viel Salat!), frische Früchte und Nachtisch.
Für’s Programm gab es derweil Brautstrauß auslosen (schade, dass sie ihn nicht geworfen hat), Film über die Brautleute, weitere Reden, der erste Tanz des Paares, Schmetterlinge losfliegen lassen...
Und währenddessen hat schon die Aufbruchstimmung angefangen, es hatte fast den Anschein, als wären die meisten nur zum Futtern gekommen und dann schnell weg, am Samstagnachmittag hat man ja wichtige Arbeit daheim. Von unserem Tisch sind nur noch wir drei übrig geblieben, die ihr Geschenkchen bekommen haben; ein Handtuch, das so aussieht wie ein kleines Buttercremetörtchen mit Mistelzweigen – sieht lustig aus, verwendbar ist es aber eher nicht, es klebt alles zusammen, weil die ja die Verzierungen befestigen mussten. (Während die Packungen auf der Bühne standen haben wir schon gemutmaßt, was das sein könnte: Erdnussbutter, 5-Minuten-Terrinen. *g*)
Kuriose Sache war auch, dass neben der Braut und zwei Mädls bei uns am Tisch alle Frauen, die keine Singles waren und unter 35 schwanger waren :p
Nach einem letzten Foto sind dann auch wir gegangen, das fand ich dann schon schade, dass sie sich schon einiges an Programm und Schmuck einfallen lassen haben, aber dann alles schnell schnell nacheinander abgehakt haben (sie hätten es aber auch nicht länger machen können, sonst wären die andere noch früher gegangen).
Was ich dann wieder super fand, draußen konnte man die Fotos kaufen, die die Hochzeitsfotografen vorher gemacht hatten (sogar schon die vom Saal). Da haben wir uns gleich eingedeckt und Kay hat unseren Wohnzimmerspiegel damit verziert ^^
Und fast hätten wir es nicht mehr nach Hause geschafft, weil wir es und doch tatsächlich erlalubt haben, auf der Straße zu laufen (wo kein Auto weit und breit war), obwohl da ein Schild „Bitte nicht die Straße überqueren“ war. Ein Soldat hat uns aber nett darauf aufmerksam gemacht und uns gleichzeitig einen riesigen Umweg zum laufen beschert :P
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