Dienstag, 2. März 2010

Augsburger Museen schinden Eindruck :)

Nach unserem ernüchternden Ausflug ins Deutsche Museum, wenig Abwechslung im römischen Museum und gähnender Leere im Mozarthaus, haben mich doch tatsächlich die neuen Augsburger Museen positiv überrascht.

TIM
(Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg)

Letzten Donnerstag hatten wir ein klitzekleines Jahrgangstreffen und da wir ganz neugierig und wissbegierig sind, haben wir uns im TIM getroffen. Passend zur jahrhunderte alten Tradition der Weberei in Augsburg und mitten im Kammgarnviertel befindet es sich in einem der alten, tollen Backsteinhäuser. Trotz einfacher Lage (wenn man aus der Citygalerie rauskommen würde einfach geradeaus) habe ich mich mit Marianne traditionell verfranst, bevor wir zum frisch eröffneten Museum gelangt sind, wo schon Jan und Steffi auf uns gewartet haben.

Ganz neue Museen schinden natürlich immer den Eindruck von schlichter Eleganz und Sauberkeit (einerseits wegen der hellen Bauweise, andererseits wegen fehlender Griffelflecken :P), aber wir wurden auch vom haptischen und wissensvermittelnden Aspekt nicht enttäuscht. Rein ins Vergnügen und auf sämtlichen Tasten herumgedrückt (hier fängts schon an, dass ich gespannt bin, wie das Verhältnis zu den Griffelflecken in einem Jahr ist ;), Baumwolle, Seide, Hanf und Plastik befühlt und sich selbst an der Spindel versucht. Wir hätten alle samt keine guten Spinnerinnen abgegeben, dafür konnten wir später beim Papierweben, Stricken, Häkeln und Strickliseln glänzen - ob die Kindergarten- und Grundschulerziehung heute noch so nachhaltig ist?

Obwohl es kein besonders großes Gebäude ist, haben die Macher den Raum super ausgenutzt und in vier Teile geteilt, in denen man stundenlang Zeit verbringen kann (vor allem wenn man ratscht und alles Mitmachstationen ausprobiert). Zunächst wandert man durch die Geschichte des Garns - besagte Materialien, Maschinen, Techniken und die Geschichte der Weber - führen durch teilweise sehr moderne aber auch sehr opulent, altmodisch ausgestattete Bereiche. Sehr toll ist der Computer, dem man Stoffstücke auflegen kann und einem dann erzält, was es ist und zurück frägt, wie man es wohl waschen muss :) Daneben sieht man schon den verglasten Maschinenraum, indem alle zwei Stunden eine allgemeine Führung stattfindet, in denen zwei Urgesteine der Textilindustrie Maschinen rattern lassen und Strümpfe "drehen". Die andere, weiblichere Seite des Museums beschäftigt sich mehr mit dem fertigen Stoff, hier gibt es eine Druckstation und Modellkleider aus verschiedenen Jahrzehnten. Getrennt werden beide Teile aus einem Gang, der mit rotem Teppich ausgelegt ist^^ und meterhohe weiße Figuren beheimatet. Auf deren Körper projizieren Beamer Muster und Stoffe, die man als Besucher sogar in Schnelligkeit, Sättigung, im Ganzen und in Teilbereichen verändern kann.

Als Ausklang haben wir Christiana aufgegabelt und nach einem Döner Mariannes Klavierspiel gelauscht, immerwieder faszinierend, wie einen das fesseln kann!

In der Ausstellung durfte man zwar keine Fotos machen, aber die draußen sind auch schön :)




Waldpavillon
Da Heike sich vorab ein Bild vom Waldpavillon (bei der Sportanlage Süd) machen sollte, bevor sie samt ihrer dritten Klasse eine Führung vom Förster bekommt, habe ich sie dorthin begleitet. Natürlich ist es ein bisschen kleiner als das TIM, aber groß genug um eine Familie mit kleineren Kindern einen Nachmittag lang zu beschäftigen.

Sehr zu unserer Freude mussten wir erstmal die Schuhe abgeben und in Hausschlappen schlüpfen. Anfangen würde man dann mit einem Film, in dem die etwas hektisch-verärgerte Eule die wichtigsten Tiere, Photosynthese und Verhalten im Wald vorstellt. Das tolle dabei ist der Sitzplatz, man liegt nämlich in Sitzsäcken und schaut sich den Film an der Decke an :)

Der ganze Pavillon ist dann ausgestattet mit den verschiedensten Baumexemplaren (echt, aber natürlich nur ein schmale Stücke mit Rinde) und einem Computer, der Baumspalte erkennt (hier wird aber mit einem Chip getrickst und man sieht schon die ersten Griffelspuren - das macht aber bei Holz nicht so viel). Dann kann man sich die natürliche Filterung durch den Waldboden ansehen und das tolle Augsburger Siebentischwaldwasser trinken :) Baumringezählen, ein Film über Photosynthese und viele Bilder von Vögeln und Insekten zieren den Raum auch noch.

Ein Highlight ist sicher die riesige Lufbildkarte auf dem Boden (daher die Filzpantoffeln), die einen vor die Schwierigkeit stellt, sich als Vogel zurecht zu finden. Gar nicht so einfach, aber sehr lustig - schade nur, dass Königsbrunn fast fehlt und Augsburg nur bis zum roten Tor drauf ist - aber es geht ja auch um den Wald.

Heike hat dann auch ihre größeren Tiere gefunden. Vom Dachs, Fuchs, Wildschwei und der Hirschfamilie gibt es sogar echte Felle zum anfassen, schließlich ist dies ein Förstermuseum und manchmal muss man das natürliche Gleichgewicht so wieder herstellen. Urig, war der etwa 50 Jahre alte Fernseher mit einem Band, das bestimmt genauso alt ist, weil der Waldführer eine dicke Hornbrille trug, wie mein Opa.

Dann gab es auch noch ein Biotop mit kleinen Aufdeckfragen und einem Teich draußen, aber leider ist es eben noch Winter und es hat bitterkalt gestürtm. Das ist dann besser etwas für den Sommer :)


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